Zum Thema Brot in der Ernährung

Megatrend High Carb: Freispruch für’s Brot

„Low Carb“ hat endlich ausgedient. Stars wie Beyoncé Knowles ernähren sich jetzt „High Carb“, mit besonders viel Brot. Wissenschaftler geben ihnen recht…

Lediglich drei Makronährstoffe dienen der menschlichen Ernährung: Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Ernährungswissenschaftler sind sich einig, dass die Kohlenhydrate hierbei die größte Bedeutung haben und dass diese mindestens 50 % der Nahrungsaufnahme ausmachen sollen. Dabei macht einen deutlichen Unterschied, ob man Kohlenhydrate in Form von Zucker zu sich nimmt oder als wertvolle langkettige Kohlenhydrate aus Stärke und Ballaststoffen, wie sie im Brot zu finden sind.

Leider lassen sich Menschen zuweilen durch „Ernährungstrends“ verunsichern und von ihrem natürlichen und gesunden Verhalten abbringen. So wurden eines Tages alle Kohlenhydrate pauschal verteufelt und die Menschen fingen an, diese einzuschränken oder gar zu streichen. Diesen Trend nannte man „Low Carb“ oder „No Carb“ (Carb = Abkürzung für Carbohydrates, engl. für Kohlenhydrate). Was blieb? Nur Fett und Eiweiß! Ob das gesund war? Natürlich nicht!

Dank Schlank im Schlaf und anderer Publikationen, die Kohlenhydrate am Abend oder insgesamt verteufelten, haben Ernährungswissenschaftler ein zunehmendes Ungleichgewicht des Kalorienprofils festgestellt: der Anteil an Kalorien aus fett- und eiweißreichen Lebensmitteln hat zugenommen. Damit haben sich die Menschen immer weiter von den wissenschaftlichen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung entfernt, bei der 50 % bis 55 % des Kalorienbedarfs pro Tag mit Kohlenhydraten, 10 % bis 15 % mit Eiweiß (Proteinen) und die verbleibenden 30 % bis 35 % mit Fett gedeckt werden sollen.[1]

Nun also alles auf Anfang: Die langjährige Verteufelung der Kohlenhydrate ist offenbar vorbei. Der neuste Trend heißt „High Carb“ = viele Kohlenhydrate. Dieser wird u.a. im Buch „Die High-Carb-Diät“ des amerikanischen Internisten John A. McDougall publiziert und Ernährungsmagazine wie z.B. EatSmarter (Ausgabe 1/2016) tragen die Botschaft eiligst weiter, weil sich nichts so gut verkauft wie eine Botschaft, die Menschen irritiert und verunsichert. Demnach sind Stars wie z.B. Beyoncé Knowles bereits auf die neue, in 2015 erstmals publizierte Ernährungsweise umgestiegen und eine Ernährungswissenschaftlerin weist in besagtem Heft (zu Recht) darauf hin, dass auch der Trend, nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr zu essen, jeder Grundlage entbehrt. Der „Dickmacher Brot“ ist nun also wieder ein Schlankmacher!

So schön die neue Botschaft für stolze Bäckermeister und Brotliebhaber wie mich klingt, muss diese dennoch kritisch hinterfragt werden: Denn statt der wissenschaftlich empfohlenen 50 – 55 % Kohlenhydrate sollen es bei „High Carb“ nun 70 % Kohlenhydrate sein, außerdem könne man nur mit den „richtigen“ Kohlenhydraten abnehmen. Damit werden helle Melle erneut verteufelt – zu Unrecht, wie Du in diesem Beitrag hier nachlesen kannst.

Auch wenn „High Carb“ aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoller ist als „Low Carb“, bleibe ich bei meiner skeptischen Haltung zu jeder Form von Ernährungstrends. Die große Bedeutung des Brotes für die menschliche Ernährung steht ohnehin völlig außer Frage. Nicht nur für mich, sondern auch für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche nicht von Trends, sondern von Steuergeldern leben und ihre Ernährungsempfehlungen daher nicht ständig ändern müssen.

Fakt ist: man kann mit jeder Form von Ernährung abnehmen, sofern man dabei die Kalorienzufuhr beschränkt. Sogar eine Brot-Diät ist möglich. Diese stand im Jahr 1978 schon auf der Titelseite der BILD, wo Brot als der neue „Schlankmacher“ gefeiert wurde. Dank „High Carb“ Trend ist es wieder so weit: Brot is back!

„High Carb“ belegt, dass „Low Carb“ und auch der Verzicht auf Kohlenhydrate am Abend („Schlank im Schlaf“) völlig unsinnig waren. Denn die Menschen hatten hierdurch nur sehr selten einen wirklich nachhaltigen Effekt auf der Waage, weil die Alternativen Fett und Eiweiß dauerhaft kaum durchzuhalten waren. Ganz sicher war bei „Low Carb“ nur der große Verlust an Lebensqualität, durch sinnlosen Verzicht auf traditionelle Mahlzeiten wie z.B. leckere Brotzeiten oder das Abendbrot.

Fazit: High Carb geht in die richtige Richtung, doch eigentlich braucht es keiner Ernährungstrends, um maßvoll zu essen, worauf der Körper Lust hat. Auch und gerade viel Brot. Ganz ohne schlechtes Gewissen!

Siehe z.B. die Website des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel EUFIC http://goo.gl/DqO2rR (abgerufen am 13.02.2016)