Zum Thema Brotkultur

Altes Brot wegwerfen?16 bessere Alternativen…

Aus wertvollen Kalorien wird Müll, nur weil das Brot nicht mehr ganz frisch ist? 16 Tipps und Ideen für Dich, um altes Brot zu vermeiden und zu verwerten.

Früher galt das achtlose Wegwerfen von Brot als Brotfrevel, worauf eine göttliche Strafe stand. Heute werden in Europa drei Millionen Tonnen Brot pro Jahr weggeworfen! Damit könnte man ganz Spanien versorgen! Deutschland steht mit 500.000 Tonnen Brotabfall pro Jahr dabei leider an vorderster Front, was in etwa dem Jahresverbrauch von Niedersachsen entspricht.[1].

Während die meisten Bäckereien übrig gebliebene Ware heute systematisch verwerten (z.B. als Semmelmehl verarbeiten, an Tafeln spenden, an Futtermittelhersteller abgeben oder in Spezialgeschäften verkaufen), landen in Privathaushalten noch immer große Mengen an Brot im Abfall. Das muss nicht sein…

Altes Brot vermeiden

1. Keine Aufbackware kaufen
Brot vom Discounter ist nicht wirklich „frisch gebacken“, wie gerne behauptet wird, sondern zumeist aufgebacken. Es wurde vor langer Zeit irgendwo produziert, gebacken, verpackt, eingefroren, gelagert, transportiert, nochmals gelagert, dann ausgepackt und nochmals kurz aufgebacken. Kein Wunder, dass solche Ware in der Regel viel schneller altert als ein tagesfrisches Brot vom Bäcker. Jenes kostet etwas zwar mehr, hält aber länger frisch. Unter dem Strich sparst Du Geld und reduzierst Brotabfall.

2. Brot richtig lagern
Wie bewahrst Du dein Brot auf? In der Plastiktüte? Im Kühlschrank? In der Kunststoffdose? Alles falsch! Warum dies so ist, erkläre ich Dir hier. Tipp: Investiere in einen vernünftigen Brottopf (einer der Markennamen ist „Römertopf“) aus Steinzeug mit offenporigem Deckel. Brot bleibt darin viel länger lecker und schimmelt nicht. Du wirfst weniger Brot weg, vermeidest Lebensmittel-Verschwendung und sparst Geld.

3. Frisch portionieren und einfrieren
Gerade kleinere Haushalte tun sich schwer damit, einen ganzen Brotlaib am Stück zu verspeisen. Schließlich will man ja auch mal abwechseln. Eine gute Alternative ist, das Brot in der Bäckerei gleich in Scheiben schneiden zu lassen, jeweils 2-3 Scheiben in einen Frischhaltebeutel zu verpacken, diese einzufrieren und nach Bedarf zu entnehmen. Damit das Brot beim Einfrieren nicht leidet, muss der kritische Temperaturbereich zwischen -7 Grad und +7 Grad (in dem Brot besonders schnell altert) möglichst schnell durchschritten werden. Die einzelnen Päckchen beim Einfrieren also nicht übereinander stapeln, sondern im Tiefkühlschrank ausbreiten, bis sie durchgefroren sind.

4. Trockenes Brot wieder auffrischen
Altes Brot ist immer noch ein wertvolles Lebensmittel – es hat nur Wasser verloren! Sofern das Brot nicht bereits steinhart ist, kann man das Wasser teilweise wieder hinzugeben, indem man das Brot eine Weile in ein feuchtes Handtuch wickelt und dann ca. 10 – 15 min aufbackt. Auch eine feuchte Backatmosphäre (z.B. einem Dampfgarer) hilft. Alternativ kann man es über Nacht in einen luftdicht geschlossenen Behälter legen, dessen Boden mit Wasser bedeckt ist. Das Brot darf dabei aber selbst nicht im Wasser liegen, insofern einen Backring oder eine Tasse unterlegen. Aufgefrischtes Brot muss jedoch sehr bald verzehrt werden.

Altes Brot verwerten

5. Zu Paniermehl mahlen
Schneide das alte gewordene Brot in Scheiben und lege diese auf ein Küchengitter oder in einen abkühlenden Backofen. Je schneller die Luft dran kommt, umso schneller wird das Brot trocknen. Mahle es dann in der Küchenmaschine zu Paniermehl. Sofern keine Ölsaaten o.ä. im Brot enthalten waren, ist trockenes Paniermehl sehr lange haltbar und eine hervorragende Zutat zum Abbinden, zum Bestreuen von Kuchenformen, zum Panieren und (Tipp!) auch als geschmacksgebende Zutat zum Brotbacken selbst. Hierzu einfach etwas Paniermehl einweichen und dann mit zum Teig geben.

6. Frikadellen braten
Zur Herstellung von Frikadellen (je nach Region auch Fleischküchle oder Bouletten genannt) nimmt man traditionell in Milch oder Wasser eingeweichte, alte Brötchen. Das klappt auch bestens mit alt gewordenen Weizen- oder Mischbroten. Diese Zutat bringt Bindung, Feuchtigkeit und Geschmack in die Frikadelle.

7. Croûtons herstellen
Selbst gemachte Croûtons sind beliebt und durch die knusprige Konsistenz eine Bereicherung für jeden Salat und für Suppen. Nicht ist einfacher, als diese als alt gewordenem Brot selbst herzustellen: einfach das alt gewordene Weißbrot oder Mischbrot in Würfel schneiden und in der Pfanne mit etwas Butter oder Öl kross braten. Mit etwas Knoblauch oder Kräutern bekommen die Croûtons einen besonderen Pfiff.

8. Ofenschlupfer zubereiten
Ofenschlupfer ist eine süße Spezialität aus dem Schwäbischen. Ofenschlupfer wird maßgeblich aus altem Brot hergestellt und passt damit zum Image der Schwaben, die als besonders sparsam gelten. In Österreich, Tschechien und der Slowakei kennt man unter der Bezeichnung „Scheiterhaufen“ eine Variante des Ofenschlupfers. Neben Altbrot kommen Äpfel, Rosinen, Mandeln, Sahne und Ei hinzu. Ein Rezept findest Du u.a. hier. Ofenschlupfer sollte ofenwarm verspeist werden, am besten mit einer leckeren Vanillesauce. Ein Traum!

9. Kirschmichel (Kerscheplotzer) herstellen
Kirchmichel ist eine Variante des Ofenschlupfers, ebenfalls aus Süddeutschland, nur eben mit Kirschen statt Äpfeln. In der Pfalz wird der Kirschmichel „Kerscheplotzer“ genannt. Wie auch beim Ofenschlupfer empfiehlt sich zur Abrundung eine leckere, noch warme Vanillesauce.

10. Leckere Brotchips rösten
Die leckere und gesunde Knabberei! Schneide das alte Brot (am besten ein Weißbrot oder Mischbrot) hierzu in möglichst dünne Scheiben, lege diese ausgebreitet auf ein Backblech, pinsele etwas Olivenöl darüber und schiebe dies in den vorgeheizten Ofen. Über den Geschmack des Öls lässt sich der Charakter der Brotchips beeinflussen. Probiere unbedingt auch mit Knoblauch, Bärlauch oder mediterranen Kräutern aromatisierte Öle aus.

11. Brotpudding zubereiten
Brotpudding kennt man auch in den USA und England (bread pudding), Frankreich (pouding au pain) sowie Varianten davon in vielen weiteren Ländern. In Ägypten heißt eine verwandte Süßspeise „Om Ali“, in Mexico „Capirotada“. Stets wird dabei altes Brot (gut geeignet sind Weißbrote und Mischbrote) mit Milch, Zucker und Eiern zu einem Pudding zubereitet. Ein Rezept findest Du u.a. hier. Das ergänzende Abschmecken mit etwas Vanille und Zimt ist zu empfehlen. Außerdem tun gehackte Mandeln und in Rum eingeweichte Rosinen der Rezeptur gut. Einfach ausprobieren.

12. Einen herzhaften Brotauflauf machen
Eine mit Butterschmalz ausgepinselte Auflaufform wird mit der gleichen Menge gewürfeltem Altbrot, Speck und Käsewürfeln gefüllt. Darüber kommen Tomatenscheiben und reichlich Béchamelsauce zum Überbacken, ggf. auch noch etwas geriebener Parmesan oder Mozzarella. Beim Backen am besten mit Alufolie abdecken, damit es von oben nicht zu dunkel wird! Verschiedene Rezeptvarianten findest Du hier.

13. Arme Ritter braten
Schon die Römer kannten diese Art der Resteverwertung von Brot! Laut Wikipedia gibt es viele regionale Namen für Arme Ritter, z.B. Semmelschmarrn, Kartäuserklöße, Weckschnitten, Bavesen, Pofesen, Blinder Fisch oder Fotzelschnitten. Zur Zubereitung werden halbierte Weißbrotscheiben in einer Mischung aus Milch, Eiern, Zucker und Vanille eingeweicht und dann mit etwas Butterschmalz gebraten. Arme Ritter werden warm mit etwas Zimtzucker, Ahornsirup oder Vanillesauce serviert.

14. Semmelknödel rollen
Helle Brote oder Brötchen werden mit ein wenig Milch, Eiern, Zwiebeln, Salz und Kräutern zu hervorragenden Semmelknödeln oder – ergänzt um Speck – auch zu Speckknödeln. Rezepte gibt es hier. Wenn Knödel übrig bleiben, können sie am zweiten Tag in Scheiben geschnitten und gebraten werden. Die Mülltonne bleibt verschont.

15. Einen Hackbraten zubereiten
Hackbraten wird in manchen Regionen auch „falscher Hase“ genannt. Er besteht aus trocken gewordenen, in Wasser geweichten Brötchen oder Brotstücken sowie Hackfleisch, Ei, Zwiebeln sowie Salz und Pfeffer. Alles wird gemischt, zu einem Laib gerollt und von allen Seiten gebraten oder im Ofen gebacken. Manchmal kommt ein gekochtes Ei in die Mitte des Hackbraten-Laibes. Eine große Auswahl an Hackbraten-Rezepten findest Du hier. Durch das eingeweichte Brot werden Hackbraten stets besonders saftig, lecker und locker – und Du vermeidest Brot im Abfall.

16. Tiere füttern
Du hast geschmunzelt, stimmt? Doch die Vorstellung, dass Brot auf der Müllhalde verrottet, ist unerträglich. Besser also, Du verfütterst die Kalorien. Hierzu sammelst Du das Brot zuhause in einer großen Papiertüte und bringst es gelegentlich jemandem, der in größerem Stil Nutztiere wie z.B. Fische, Pferde, Schweine, Hühner hält. Hier findet sich immer jemand, frag einfach mal unter Deinen Freunden, Vereins- oder Arbeitskollegen nach. Damit das Brot bis dahin nicht schimmelt, muss es zuvor unbedingt in Scheiben geschnitten und luftgetrocknet werden.

Ergänzungen von Lesern

Am 28.05.2019 erreichte mich eine E-Mail von Katarina Maiwald mit folgendem Inhalt:

„Hallo Herr Kütscher, habe durch Zufall Ihre Seite entdeckt und Ihre Tipps zur Altbrotverwertung. Beschäftige mich schon lange damit, Lebensmittel nicht zu verschwenden und bin da fündig geworden. Ich habe noch andere Vorschläge – ich verwende z.B. Brösel aus Schwarzbrot für Frikadellen etc., da sie so viel herzhafter schmecken. Älteres Brot lasse ich immer lufttrocknen und setze daraus selbst Sauerteig an, ein Sauermilchbrot ist superlecker. Muss halt nur ein paar Tage stehen. Außerdem gibt es eine tolle polnische Suppe namens Zur bzw. Zurek, die entweder mit Roggenschrot angesetzt wird, ich kenne aber auch die Variante mit Buttermilch und eingeweichtem Schwarzbrot, die mittels Knoblauch und einer Art Knackwurst sehr gut schmeckt. Im Polnischen gibt es ein Sprichwort: Mit Zur steht ein Kerl wie eine Mauer.“

Vielen Dank für diese Ergänzungen, hiermit gerne weitergegeben. Über weitere Vorschläge aus dem Kreis der Leser/innen hier würde ich mich freuen.

Quelle: „Die Essenvernichter“, Seite 13