Zum Thema Brotreise

Von Łomża nach Warschau

Ein kurzer Blick auf die polnische Brotkultur…

Anfang August 2015 war ich in privater Mission in Polen, bin hierzu nach Warschau geflogen und von dort mit einem Mietwagen nach Łomża (wird „Uomscha“ ausgesprochen) in den Nordosten Polens gereist, am Fluss Narew gelegen. Bei der gesamten Reise stand der private Anlass im Vordergrund, jedoch habe ich mich im Zuge dessen – natürlich – auch mit dem Backwarenmarkt in Polen beschäftigt und hierzu die ein oder andere Piekarnia (polnisch für Bäckerei) besucht, wie auch manche Cukiernia (Konditorei).

Chleb (Brot) ist in Polen bei allen Mahlzeiten präsent, auch in Restaurants, wo meist Scheiben von Mischbrot gereicht werden. Das Sortiment an Broten in Polen ist einer deutschen Bäckerei nicht unähnlich. Auch in Polen werden vorwiegend Weizenmischbrote verzehrt, Chleb zwykły genannt. Außerdem sind Chleb biały (Weißbrote) sehr präsent. Außerdem findet man Bułka (Brötchen), Rogalik (Hörnchen) und Chałka (Hefezopf). Bei den süßen Kuchen dominieren Sorten mit Quark, Vanillekrem, Äpfeln oder Mohn. Zudem ist Baumkuchen eine sehr beliebte Spezialität in Polen und überall zu haben.

Ohne dies mit Zahlen belegen zu können, scheinen Supermärkte in Polen die wichtigste Einkaufsstätte für Backwaren zu sein. Eine vergleichsweise hohe Bäckereidichte wie in Deutschland findet man dort leider nicht. Größte Bäckerei in Łomża ist die Bäckerei Kraska (www.kraska.co), welche in einer großen Halle an einer Ausfallstraße produziert. Sie betreibt einen großen Laden direkt an der Produktion sowie kleinere Filialen in der Stadt und beliefert auch die Supermärkte. Die Bäckerei Kraska bietet ein breites Sortiment an, von traditionellen polnischen Brotsorten bis hin zu gewissen Trendbroten, deren Werbung aber auf mir bestens bekannte Anbieter von Vormischungen hindeutete. Die Qualität der verschiedenen von mir getesteten Backwaren lag im oberen Durchschnitt, wobei die Pączki (Berliner) leider stark abfielen, weil sie am Boden viel zu viel Fett aufgenommen hatten. Vermutlich war das Siedefett beim Backen etwas zu kalt.

Die letzten zwei Tage habe ich in der Hauptstadt Warschau (polnisch: Warszawa) verbracht und beim Frühstück dort – wie weltweit so oft in Hotels – sehr bedauert, dass kein Bäcker mehr liefert, sondern tiefgekühlte Ware eingekauft und schlecht aufgebacken wird. Obwohl es sich um ein sehr renommiertes Hotel handelte, war die Brotqualität wirklich unter aller Würde und ich wundere mich immer wieder, warum so wenige Hoteliers mit der Qualität eines guten, regionalen Handwerksbäckers inkl. entsprechendem Hinweis am Brotbuffet bei ihren Gästen punkten. Eine kleinere, recht engagiert wirkende Bäckerei in der Prachtstraße „Krakowskie Przedmiescie“ konnte dieses Bild gottlob ein wenig relativieren und den Ruf der polnischen Bäcker wieder herstellen. Bradzo dobrze!