Warum man schnell weiterblättern sollte, wenn in den Zeitungen „gesunde Lebensmittel“ empfohlen werden…
Die moderne Gesellschaft beschäftigt sich sehr obsessiv mit ihrem Essen. Ernährung scheint eine Art neuer Religion geworden zu sein, mit der man sich von Andersgläubigen ganz bewusst abheben möchte. Daher kann man die Menschen mit nichts so sehr erschrecken wie mit der Andeutung von Gesundheitsgefahren in Lebensmitteln. Laut Ortwin Renn, Professor für Umwelt und Techniksoziologie an der Universität Stuttgart, fürchten sich mehr als 70 Prozent der Deutschen vor Pestizidrückständen, Antibiotika, Hormonen, Konservierungsmitteln und Gentechnik in Lebensmitteln. Auf all diese Dinge sind aber nur etwa 15 tödliche Krebserkrankungen im Jahr zurückzuführen. Mehr als 70.000 Menschen hingegen sterben an tödlichen Krebserkrankungen, die durch ungesunde Ernährungsgewohnheiten veranlasst sind; das heißt durch zu viel Essen, zu viel Fleisch, zu viel Fett, zu viel Zucker.[1]
Zugleich vergöttern die Menschen angeblich gesunde Lebensmittel, verschlingen dementsprechende Berichte und glauben sich mit dem Verzicht auf Genuss etwas Gutes zu tun. Wenn Medien eine Hitliste der „gesündesten Lebensmittel“ thematisieren, was sie regelmäßig tun, so ist Brot leider stets unterrepräsentiert. Dabei wird kein Lebensmittel häufiger verzehrt als Brot und Brötchen[2] und auch der gesundheitliche Wert ist in Expertenkreisen unbestritten. Auf der Onlinepräsenz von Bild.de werden z.B. die „100 gesündesten Lebensmittel“ thematisiert, darunter „Vollkornbrot“, aber auch „Weizen“ und „Dinkel“[3]. Weil man Weizen (Dinkel ist bekanntlich eine Urform des Weizens) selten roh verzehrt, müsste Weizenbrot eigentlich dazu gehören.
Auffällig ist, dass die angeblich „gesündesten“ Lebensmittel in den verschiedenen Hitlisten durchaus verschieden sind. Kein Wunder, denn die Medien und viele selbst ernannte Ernährungsexperten müssen mit ihrem „Wissen“ Geld verdienen. Mit der über Jahrhunderte gesicherten Erkenntnis „Brot ist ein wertvolles Lebensmittel“ schafft man es nicht in die Zeitung. Mit Hitlisten, fragwürdigen Thesen oder angstmachenden Parolen, die unser täglich‘ Brot in Frage stellen, gelingt dies offenkundig ganz gut. Wer aber weiß, was wirklich gesund ist? Wem kann man in Sachen Ernährung noch vertrauen? Es gibt in Deutschland ein neutrales, höchst anerkanntes Gremium, das sich schon seit über 60 Jahren mit Ernährung beschäftigt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). ist ein gemeinnütziger, also nicht auf Gewinne ausgerichteter Verein, der laut Satzung „Förderung, Auswertung und Publikation ernährungswissenschaftlicher Forschung sowie Ernährungsberatung und -aufklärung im Dienste der Gesundheit der Bevölkerung“ zum Ziel hat. Im Präsidium der DGE sind die führenden Ernährungswissenschaftler des Landes vertreten, maßgeblich Hochschulprofessoren.
Die DGE wird zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln von Bund und Ländern finanziert. Sie kann sich also eine eigene Meinung leisten, ohne irgendetwas verkaufen oder durch Schlagzeilen Auflagen pushen zu müssen. Und wie steht diese Institution wohl zu Brot? Sie empfiehlt: esst mehr Brot! Denn Brot besteht maßgeblich aus langkettigen Kohlenhydraten. Diese befinden sich auch in Kartoffeln, Reis usw. und sollen laut Empfehlungen der DGE mehr als 50 Prozent der gesamten Nahrung ausmachen! Der im Dezember 2012 erschienene 12. Ernährungsbericht der DGE spricht Fakten: „Brot leistet aufgrund seines Nährstoffgehalts und der verzehrten Menge einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffzufuhr, insbesondere auch hinsichtlich der Mineralstoffzufuhr.“[4]
Kohlenhydrate werden im Körper zu Glukose abgebaut, die jede Körperzelle und vor allem auch das Gehirn als Energielieferant benötigt. Lebensmittel mit langkettigen Kohlenhydraten wie z.B. Brot sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel, da der Körper länger braucht, um die langen Zuckerketten aus dem Blut abzubauen. Zudem entsteht ein längeres Sättigungsgefühl. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät daher zu „reichlich Getreideprodukten“, darunter alleine zu rund 250 g Brot pro Tag. Das sind je nach Brotsorte etwa 4 – 8 dick geschnittene Scheiben. Haben Sie diese Dosis heute schon erreicht?
Die Meinung der DGE zu Brot wird von sämtlichen seriösen wissenschaftlichen Instanzen, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das europäische Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC), uneingeschränkt geteilt. Diesen höchstwissenschaftlich fundierten Stellungnahmen ist nichts beizufügen.
Aus einem Interview mit Prof. Ortwin Renn in der ZEIT, Ausgabe 16/2014, nachzulesen hier http://goo.gl/y1AHGb (abgerufen am 11.5.13)
Studie „Iss was, Deutschland“ der Techniker Krankenkasse, aus dem Jahr 2013 (gleiche Quellenbeschreibung wie Nr. 11)
Quelle: Website http://goo.gl/2ket0e, abgerufen am 18.05.2014
12. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), erschienen im Dezember 2012